Königskind Sonny Thet auf Tournee

Jetzt ist Sonny Thet mit dem Album Zauberland und seiner Mischung aus Jazz, Klassik und Rock wieder auf Deutschlandtour. Der Wahlberliner gibt im Durchschnitt rund 120 Konzerte im Jahr, im Februar gastiert er unter anderem in Potsdam. 1954 geboren, hat Thet die meiste Zeit seines Lebens in Deutschland verbracht – die Musik ist dennoch stark von seiner Heimat Kambodscha inspiriert. Man hört diesen asiatischen Touch immer heraus, ich kann mich eben nicht verstecken , sagt er.

Der Wunsch, Cello zu erlernen, kam nach Ende von Kambodschas Kolonialzeit 1953 auf. Damals hörte er, wie ein ehemaliger französischer Soldat das für das südostasiatische Land so fremde Instrument spielte. Der kleine Sonny hörte die Melodien: Ich verliebte mich auf den ersten Ton. Thets dunkle Augen glänzen hinter der rahmenlosen Brille. Eigentlich sei er viel zu jung gewesen, um damals in Weimar zu studieren. Doch die DDR konnte den Wunsch des Königs nicht abschlagen. Er war zu wichtig für die diplomatischen Beziehungen zwischen den sozialistischen Ländern.

Schnell stellte sich heraus, dass Sonny Thet sehr talentiert war. Nach dem Studium sollte er in Kambodscha ein Orchester gründen. Dazu kam es nicht. Und: Sonny Thets Leidenschaft zur Musik rettete ihm das Leben. Ich hatte Glück und konnte Kambodscha verlassen, bevor Pol Pot an die Macht kam . 1975 überrollten die kommunistisch-maoistischen Roten Khmer sein Heimatland. Sie wollten einen sozialistischen Agrarstaat gründen. Künstler und Intellektuelle standen nur im Weg. Sehr wenige Musiker und Tänzer überlebten den Steinzeitkommunismus . Wer eine Brille trug, war ein Todeskandidat. Das Demokratische Kambodscha isolierte sich von der Außenwelt.

Thet, der auch jeden Kontakt zu seiner Familie verlor, begann in Deutschland Fuß zu fassen, gab Konzerte, durfte in die USA und nach Westeuropa reisen. Der Bandname Bayon steht für die viergesichtige Buddha-Statue auf der Tempelanlage Angkor in Kambodscha. Auch die Mitglieder kommen aus vier Himmelsrichtungen. Die Band haben wir gegründet, ohne zu ahnen, dass wir unser Geld damit verdienen werden , erinnert sich Thet. Er tourte durch die DDR, nahm Platten auf und fand mit seiner Weltmusik ein Publikum – von den Leiden seiner Landesleute unter dem Terrorregime hatte er zunächst keine Ahnung .

Schätzungsweise 1,7 bis 3 Millionen Menschen wurden von 1975 bis 1979 umgebracht oder verhungerten. Pol Pot hatte es auf Intellektuelle und Großgrundbesitzer abgesehen. Nur ein Onkel von Thet überlebte die Zeiten des Terrors. Nach mehr als 20 Jahren konnte Thet 1992 wieder in seine Heimat reisen. Nur zwei Wochen hielt ich es damals aus, dann musste ich zurück nach Deutschland. Es war, als würde es noch überall nach Leichen riechen.
CUS Online intern

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